11.03.2015 12:15:31
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Griechenland beschafft sich über Kurzläufer 1,3 Milliarden Euro
Von Steffen Gosenheimer
FRANKFURT (Dow Jones)-- Griechenland hat am Mittwoch trotz der angespannten Liquiditätssituation und der weiter andauernden Verhandlungen mit den Gläubigern über sein Reformprogramm bei einer Auktion 13-wöchiger Kurzläufer (T-Bills) das avisierte Volumen von 1,3 Milliarden Euro voll umfänglich platzieren können. Die Rendite stieg von zuletzt 2,50 auf 2,70 Prozent, während ansonsten europaweit die Renditen immer neue Rekordtiefs ausloten vor dem Hintergrund der seit Wochenbeginn laufenden Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB).
Unklar ist freilich, wer die Papiere übernommen hat. Die Zeichnungsquote lag erneut bei 1,3. Ausländische Investoren nehmen an griechischen Platzierungen schon länger kaum mehr teil. Zuletzt hatte am 4. März aber auch die Nachfrage seitens der griechischen Banken nicht mehr ausgereicht, um das angebotene Volumen an Papieren mit 26 Wochen Laufzeit loszuwerden. Wie es damals im Handel hieß, habe die griechische Notenbank einspringen und Schuldtitel direkt übernehmen müssen. Die griechischen Banken können ihrerseits die griechischen Schuldpapiere dank einer Sonderregel bei der nationalen Notenbank als Sicherheit für Liquidität hinterlegen.
Dazu hat die EZB Mitte Februar das Volumen dieses Notkreditprogramms für griechische Geschäftsbanken aufgestockt. Auf Antrag der griechischen Zentralbank wurde ein Volumen von 68,3 Milliarden Euro im Rahmen der sogenannten Emergency Liquidity Assistance (ELA) genehmigt. Der EZB-Rat kann alle zwei Wochen mit einer Zweidrittelmehrheit die Notkredite stoppen.
Für die ELA-Kredite hinterlegen die Geschäftsbanken bei der griechischen Zentralbank Papiere des griechischen Staates als Sicherheit. Dieser Kreditrahmen läuft auf Risiko der griechischen Zentralbank, weil die EZB griechische Staatspapiere nicht mehr als Sicherheit akzeptiert.
Athen muss im März noch rund 6 Milliarden Euro an Schulden tilgen, davon 1,5 Milliarden Euro beim Internationalen Währungsfonds. Derzeit ist noch unklar, wie die Regierung das Geld auftreiben will. Ministerpräsident Alexis Tsipras will das Loch durch neue Kurzläufer stopfen, dagegen stellt sich aber die EZB.
Am frühen Mittwochnachmittag kommen Vertreter der griechischen Regierung und Experten der bisherigen Gläubiger-Troika aus EU-Kommission, EZB und des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Brüssel zusammen, wie es aus Verhandlungskreisen hieß. Dabei soll über die Reformen beraten werden, die Griechenland im Gegenzug für die Verlängerung seines Hilfsprogramms zugesagt hat.
Die Euro-Länder hatten das Hilfsprogramm für das vom Staatsbankrott bedrohte Land Ende Februar um nochmals vier Monate verlängert. Um weitere finanzielle Unterstützung zu bekommen, muss Athen bis Ende April mit den drei Gläubiger-Institutionen ein belastbares Reformprogramm vereinbaren.
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