Jagd nach Geld und Macht |
25.09.2015 12:15:00
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VW ließ auf dem Weg zur Nummer eins die Moral links liegen
Der Skandal beweist einmal mehr, dass man niemandem trauen darf. In dieser Episode zeigen sich die Grenzen der Selbstzertifizierung durch die Autohersteller. Insofern sollten die Regulierer und andere (externe) Experten mit ausreichender technischer Ausstattung die Angaben zum Diesel-Ausstoß prüfen. Diese Idee klingt fast schon zu einfach, um wirklich populär zu sein. Doch können wir diese Fachleute wirklich verantwortlich machen?
Staunende Prüfer
Es gibt wahrscheinlich rund 1.000 Motoren- und Dieselspezialisten allein in Michigan, die sich Turbodieselmotoren von VW anschauten und prüften, ob die Stickstoffoxid-Grenzwerte Kaliforniens wirklich eingehalten wurden. Die Prüfer waren offenbar erstaunt darüber, dass VW dies ohne die sogenannte Harnstoff-Technologie gelang - bei starker Motorenleistung, Spriteinsparung und (angeblich) sehr sauberen Emissionen.Es stimmt: VW täuschte nahezu eine halbe Million Dieselkäufer in den USA, verbrannte die eigene Marke und ließ die eigene Marktkapitalisierung abstürzen. Verblüffend ist der plötzliche Absturz VWs von der Sonnen- auf die Schattenseite. Auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt staunten viele Besucher über den Protz, mit dem VW seine zwölf Marken präsentierte. Der damals noch amtierende Chef Martin Winterkorn hatte allen Grund, zufrieden zu sein. VW freute sich immer noch über ein Traumjahr 2014 mit 10 Millionen verkauften Fahrzeuge und einem operativen Gewinn von 12,7 Milliarden Euro. Hinter den Kulissen hatte Winterkorn gerade den Machtkampf gegen den nur scheinbar übermächtigen Patriarchen Ferdinand Piech gewonnen.
Doch hatte er das wirklich? Winterkorn musste schließlich die Verantwortung für den Abgasskandal übernehmen und zurücktreten, auch wenn er betonte, von den Machenschaften nichts gewusst zu haben.
Geringer Schadstoffausstoß ist der Imperativ für die Autobranche
Es ist nicht angebracht, VW zu entschuldigen und zum Beispiel darauf hinzuweisen, dass GM bei den mit zahlreichen Todesfällen in Zusammenhang gebrachten Zündschlössern mit einer Strafe von 900 Millionen US-Dollar glimpflich davonkam. Auch die so strikte US-Umweltbehörde EPA oder die strengen Emissionsvorgaben Kaliforniens sollten nicht zu Sündenböcken gemacht werden. Geringer Schadstoffausstoß ist der Imperativ, dem Autokonzerne sich im 21. Jahrhundert unterwerfen müssen. In der Tat basiert VWs Anspruch des "Sauberen Diesel" auf den niedrigen Kohlenstoffemissionen.Da ist noch eine weitere Sache. Skeptiker fragen sich, ob wirklich eine Gruppe von eigentlich technisch hochgebildeten, jungen VW-Technokraten diesen Betrug ausgeheckt hat. Diese Manipulation könnte auf Managementebene und zwar sehr weit oben auf den Weg gebracht worden sein, um VWs Dieseltechnologie in den USA voranzutreiben - vor allem in Kalifornien. Insofern war es weniger eine rein technische Manipulation, sondern hatte viel von einer ausgebufften Strategie. Das bringt die Moral ins Spiel. VW wollte unter allen Umständen bis zum Jahr 2018 mehr als 10 Millionen Autos absetzen und schaffte es schon 2014.
Skandal als Anschub für Technologiewende?
Alles in allem könnte der Skandal dazu beitragen, dass der Dieselmotor zum Auslaufmodell wird angesichts der Umweltanforderungen in Europe, Asien und Amerika. Möglicherweise sind sogar die Verbrennungsmotoren insgesamt für die Massenmobilität auf dem Rückzug. So sind die beiden VW-Töchter Porsche und Audi auf dem Weg, Hybrid- und vollelektrische Antriebe in all ihre Produktlinien aufzunehmen.Der weltweite Absatz von E-Autos hat gerade erst die Marke von 1 Million genommen. Insofern lässt sich argumentieren, dass der gute alte Verbrennungsmotor gerade über den Weg der Regulierung aus dem Markt gedrängt werden könnte.
DJG/DJN/axw/smh
Dow Jones Newswires
Von Dan Neil
WOLFSBURG (Dow Jones)
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