Von Allan Mattich
Die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den Mindestwechselkurs des Franken zum Euro aufzugeben, hat am Mittwoch die Finanzmärkte durchgeschüttelt, Investoren erzürnt und Analysten verwirrt. Darüber hinaus schafft die SNB-Entscheidung für Investoren fünf große neue Probleme.
1. Schweizerische Unternehmen leiden
Mit der Aufwertung des Franken verlieren schweizerische Unternehmen gegenüber ihren Konkurrenten in der Eurozone schlagartig an preislicher Wettbewerbsfähigkeit. Der Aktienmarkt hat das schnell eingepreist, die im Leitindex SMI gelisteten
Aktien verloren am Donnerstag knapp 9 Prozent. Die Unternehmen des Landes sind allerdings Kummer gewöhnt. Sie haben gelernt, mit einer notorisch hoch bewerteten
Währung zu leben, und sie werden auch diesen Schock überstehen. Trotzdem will so ein Schock erst einmal verdaut sein, und das wird eine Weile dauern. Bankaktien gaben um 10 Prozent nach - ihre auf Euro und
Dollar lautenden Auslandsgewinne sind heute weniger wert als gestern. Schwächster Wert ist allerdings der Uhrenhersteller Swatch mit einem Minus von 16 Prozent.
2. Die Nachfrage nach Eurozone-Anleihen könnte zurück gehen
Die SNB war ein wichtiger Käufer von Euro-Staatsanleihen. Ein Großteil der bei der Verteidigung des Franken-Mindestkurses angehäuften Reserven liegt in Form von Staatsanleihen vor. Ende des dritten Quartals 2014 lauteten 45 Prozent der Devisenreserven auf Euro, 73 Prozent waren Staatsanleihen. Gegenwärtig stützt die Erwartung eines groß angelegten EZB-Ankaufsprogramms die Anleihekurse. Aber sollte die Größenordnung eines solchen Programms enttäuschend ausfallen, würden gerade kleinere Emittenten von der Euro-Peripherie stärker leiden.
3. Viele Hedgefonds sind auf dem falschen Fuß erwischt worden
Nach Daten der Chicago Merkantile Exchange waren viele Vermögensverwalter und Investoren mit kreditfinanzierten Anlagen short in Franken. Dazu hat die Kommunikation der SNB zum Mindest-Wechselkurs sicherlich beigetragen. Nachdem der
Kupferpreis gerade seinen Boden gefunden haben scheint, wurden Hedgefonds einen Tag später erneut heftige Verluste erlitten haben. Es wird eine Weile dauern, ehe zu sehen ist, wen es am schwersten erwischt hat und welche breiteren Auswirkungen es gibt.
4. Fremdwährungsfinanzierte Hypothekeninvestoren schwer getroffen
Vor allem in Osteuropa waren frankenfinanzierte Hypothekenkredite in den vergangenen zehn Jahren sehr beliebt. Schon während der Euro-Krise werteten viele der heimischen Währungen gegenüber dem Franken ab, was manchen Kreditnehmern Probleme bereitete. Ungarns Zentralbank muss einige Milliarden seiner Währungsreserven zur Rettung von in Fremdwährung verschuldeten Investoren einsetzen. Zwar haben viele Behörden die Aufnahme neuer Fremdwährungskredite verboten, doch macht die Aufwertung des Franken bestehende Kredite teurer.
5. Das Vertrauen in Zentralbanken ist angeknackst
In den Augen der Investoren war die SNB wild entschlossen, den Franken-Mindestkurs zu verteidigen. SNB-Offizielle haben in den vergangenen Wochen am scheinbar festen Willen der Zentralbank keinen Zweifel aufkommen lassen. Die unter dem Druck des Marktes plötzlich vollzogene Kehrtwende wirft die Frage auf, wie sehr Investoren den Zentralbanken eigentlich noch vertrauen dürfen. Sollten das Vertrauen in Zentralbanken insgesamt zurückgehen, könnte das starke Auswirkungen haben. Zumindest die Glaubwürdigkeit der SNB hat wohl Schaden genommen.
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January 15, 2015 11:41 ET (16:41 GMT)
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