13.04.2015 12:18:43

VW-Aktie wegen Führungskrise unter Druck

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die plötzliche Führungskrise bei Europas größtem Autobauer Volkswagen hat am Montag Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Überraschend hatte sich Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch in einem "Spiegel"-Interview von Vorstandschef Martin Winterkorn distanziert. Die Vorzugsaktie büßte als schwächstes Papier im kaum bewegten Leitindex DAX zeitweise über ein Prozent ein.

Händler und Analysten kritisierten, dass Piëch in die Öffentlichkeit gegangen sei. Das sorge für Verunsicherung, hieß es. Für Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner werden so "mehr Fragen als nötig" aufgeworfen. Seiner Ansicht nach steckt hinter der Distanzierung Piëchs letztlich eine Auseinandersetzung um die strategischen Ausrichtung des Konzerns. Es werfe aber kein besonders gutes Licht auf VW, wenn darüber öffentlich gestritten werde.

"Von außen sah die Fassade bei VW eigentlich gut und stabil aus. Die Reibereien zwischen Aufsichtsrats- und Vorstandsvorsitzendem sprechen dagegen eine komplett andere Sprache", sagte Lipkow, der nun gespannt darauf ist, wie sich die restlichen Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder positionieren.

"'NAPOLEON' PIËCH DULDET KEINE HERRSCHER NEBEN SICH"

Markus Stillger, Geschäftsführer der Fonds-Beratungsgesellschaft Fund Advisory, beurteilt Piëchs Verhalten als Ausdruck eines Alleinherrschaftsanspruchs: "Der 'Napoleon' Piëch duldet keine Herrscher neben sich, das war doch schon bei Wiedeking so. Der wurde zu mächtig und dann rasiert." Piëch hatte den einstigen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der 2008 versucht hatte, VW zu übernehmen, später fallen lassen, nachdem er ihm sein Vertrauen nur noch auf Zeit ausgesprochen hatte. Zuvor hatte Piëch bereits im Jahr 2006 den damaligen VW-Chef Bernd Pitschesrieder zugunsten von Winterkorn entmachtet.

Inzwischen habe sich die Situation aber geändert, denn "anders als damals erscheint Piëch aktuell isoliert", sagte Analyst Daniel Schwarz von der Commerzbank. VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche distanzierte sich am Wochenende von seinem Cousin, womit nun auch noch ein Konflikt zwischen den mächtigen Familien Porsche und Piëch droht. Stephan Weil (SPD), Regierungschef des zweitwichtigsten Anteilseigners Niedersachsen, kritisierte Piëch scharf und der mächtige VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh unterstützte Winterkorn mit den Worten, dass die Arbeitnehmerseite keine Personaldebatten mitmachen werde.

FRAGE NACH DER MOTIVATION

Schwarz stellt daher die Frage nach der möglichen Motivation von Piëch und dem Einfluss auf VW. "Piëch könnte Präzedenzfälle schaffen", vermutet er. Die Position von Winterkorn sei nun ganz sicher geschwächt und Piëch habe zumindest die Macht, zusammen mit seiner Frau ein unwillkommenes neues Aufsichtsratsmitglied zu blockieren. Und falls Winterkorn vor Ende seiner Laufzeit 2017 gehe, stelle sich die Frage nach einem Nachfolger. "Nach früheren Kommentaren von Piëch muss ein idealer VW-CEO sowohl Vorstands- oder Aufsichtsratsmitglied des Konzerns sein als auch Ingenieur, was perfekt auf Porsche-Chef Matthias Müller zutreffen würde."

"Insgesamt ist die Unsicherheit und auch eine geschwächte CEO-Position negativ, vor allem in einer Phase, wenn ein fünf Milliarden Euro schweres Restrukturierungsprogramm eingeführt werden müsste", so der Commerzbank-Analyst weiter. Die sofortige und klare Unterstützung für Winterkorn aus dem Aufsichtsrat allerdings lasse vermuten, dass es eher um eine persönliche Sichtweise, denn um eine mögliche überraschend schwache Geschäftsentwicklung bei VW gehe, schlussfolgerte er und hält daher seine Kauf-Empfehlung für das VW-Papier aufrecht./ck/fbr/das

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