Ausblick besser als gedacht 12.03.2014 18:00:00

E.ON-Aktien stemmen sich gegen schwachen Markt

In den nächsten Monaten dürfte sich die Entwicklung fortsetzen: E.ON selbst rechnet für das Jahr 2014 mit einem weiteren Gewinneinbruch um bis zu ein Drittel. Die Dividende für das vergangene Jahr will der Konzern angesichts seiner Schwierigkeiten von 1,10 Euro je Aktie im Vorjahr auf nur noch 60 Cent zusammenstreichen.

Damit zeigt sich bei E.ON immer deutlicher die von der Energiewende ausgelöste Not: Die einst hoch lukrativen Kraftwerke des Unternehmens sind teils nur noch schlecht ausgelastet und müssen den Strom zu schrumpfenden Großhandelspreisen abgeben.

Unter anderem deshalb ist der nachhaltige Konzerngewinn des Unternehmens im vergangenen Jahr von 4,17 Milliarden Euro im Vorjahr auf nur noch 2,24 Milliarden Euro zurückgegangen. Die Entwicklung ist drastisch - sie kann Beobachter allerdings nicht überraschen: Analysten hatten im Durchschnitt einen nur wenig schwächeren Rückgang des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses auf 2,27 Milliarden Euro vorausgesagt. Auch E.ON selbst hatte den Gewinneinbruch prognostiziert: Der Konzern engte im November eine frühere Prognose ein und stellte für das Jahr 2013 ein nachhaltiges Nettoergebnis zwischen 2,2 und 2,4 Milliarden in Aussicht.

Börsenhändler zeigten sich am Mittwochmorgen denn auch eher erleichtert. Die Geschäftszahlen lägen im Rahmen der Erwartungen, sagte ein Marktteilnehmer. Die Dividende allerdings falle mit 60 Cent etwa schlechter als produziert aus. Der Kurs der E.ON-Aktie verbesserte sich daher bis zum Handelsschluss um 2,68 Prozent auf 13,785 Euro und war damit Spitzenreiter im DAX.

Dennoch, die Konkurrenz durch Erneuerbare Energien macht E.ON erheblich zu schaffen. Die Auswirkungen zeichneten sich auch im Ergebnis des operativen Geschäfts ab: Das um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) schrumpfte um rund 14 Prozent auf 9,32 Milliarden Euro. Auch diese Entwicklung hatten Analysten vorausgesagt: Sie waren von einem Rückgang der operativen Kennzahl auf rund 9,26 Milliarden Euro ausgegangen, nachdem E.ON selbst einen Wert zwischen 9,2 und 9,3 Milliarden Euro prognostiziert hatte.

Besonders deutlich fiel die Entwicklung erwartungsgemäß im Geschäft mit der Stromerzeugung aus: Mit seinen konventionellen Kraftwerken verdiente E.ON gemessen am bereinigten EBITDA im vergangenen Jahr nur noch rund 1,88 Milliarden Euro - und damit 21 Prozent weniger als im Vorjahr. In dem Konzernteil wirkte sich auch das Ende der freien Zuteilung von CO2-Zertifikaten negativ aus. Positiv entwickelte sich dagegen das Geschäft mit der Öl- und Gasförderung. Der operative Gewinn (bereinigtes EBITDA) der Sparte verdoppelte sich etwa wegen der Inbetriebnahme neuer Ölfelder auf 1,07 Milliarden Euro.

Für operative Gewinnrückgänge sorgte allerdings auch, dass E.ON Konzernteile verkaufte. Zudem zeigte ein Sondereinfluss Wirkung: Im Ergebnis des Vergleichsjahres 2012 ist eine einmalige Rückzahlung des Gaslieferanten Gazprom in Höhe von rund 1 Milliarde Euro enthalten gewesen.

Das Nettoergebnis - also das Ergebnis nach Sondereffekten, Steuern und Dritten - schrumpfte dennoch nur leicht von 2,19 Milliarden Euro im Vorjahr auf 2,14 Milliarden Euro. Ursache dafür ist unter anderem, dass E.ON abseits des operativen Ergebnisses Einmalerlöse durch die Veräußerungen von Konzernsparten erzielte. Das Unternehmen trennte sich im vergangenen Jahr etwa von Regionalversorgern wie den Töchtern E.ON Mitte und E.ON Westfalen Weser.

Die Gewinneinbrüche des vergangenen Jahres bedeuten allerdings nicht das Ende der negativen Entwicklung: Für das angefangene Geschäftsjahr sagte E.ON am Mittwoch ein nachhaltiges Konzernergebnis zwischen 1,5 und 1,9 Milliarden Euro voraus. Das bereinigte EBITDA dürfte nach der konzerneigenen Prognose auf einen Wert zwischen 8,0 und 8,6 Milliarden Euro zurückgehen. Die Spannen liegen damit eher unter den Erwartungen der Analysten, die für das Jahr 2014 im Mittel von einem nachhaltigen Nettoergebnis von 1,81 Milliarden Euro und einem bereinigten EBITDA von 8,45 ausgehen.

E.ON reagiert auf seine Schwierigkeiten unter anderem mit Kraftwerksstilllegungen: Der Versorger kündigte nun an, die eigene Stromerzeugungskapazität von jüngst rund 61 Gigawatt um etwa 13 Gigawatt zu verringern. Damit verschärft das Unternehmen den Sparkurs in den Kraftwerken. Frühere Pläne nämlich hatten Stilllegungen im Umfang von lediglich 11 Gigawatt vorgesehen.

Ziel von E.ON ist es, durch Sparpläne und Desinvestitionen auch die eigene Verschuldung zu senken. Dabei erzielte der Konzern im vergangenen Jahr Fortschritte: Die wirtschaftliche Nettoverschuldung schrumpfte um rund 3,8 Milliarden Euro auf etwa 32,0 Milliarden Euro. Angesichts des Gewinneinbruchs verschlechterte sich gleichwohl der Verschuldungsfaktor. Die Nettoverbindlichkeiten betrugen zum Ende des Jahres 2013 rund das 3,4-fache des bereinigten EBITDA. Ein Jahr zuvor hatte der Verschuldungsfaktor noch bei 3,3 gelegen.

BESSER ALS KONKURRENT RWE

Händler Markus Huber vom Broker Peregrine & Black wies darauf hin, dass eine mögliche Eskalation der Krim-Krise und eventuelle Sanktionen gegen Russland die größten Risiken für den Gewinnausblick seien. E.ON hatte 2013 stark in das Russlandgeschäft investiert. Ansonsten habe der Versorger alles in allem solide Zahlen vorgelegt. Im Gegensatz zum größten deutschen Wettbewerber RWE habe sich E.ON besser entwickelt: So hatten die Düsseldorfer immerhin noch einen Gewinn erwirtschaftet, wohingegen RWE wegen Abschreibungen auf Kraftwerke einen Milliardenverlust verbucht hatte. Zudem will E.ON die Dividende weniger deutlich kappen als die Essener.

Auch Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner sieht E.ON im Vergleich zu RWE besser aufgestellt. Anders als bei dem Konkurrenzunternehmen könnten die Düsseldorfer einen Großteil des weggebrochenen Geschäfts über neue Märkte und die Fokussierung auf erneuerbare Energien wieder auffangen.

OPERATIVES ERGEBNIS ETWAS BESSER ALS GEDACHT

Nach Aussage von Michael Schäfer von der Investmentbank Equinet übertraf das operative Ergebnis die Markterwartungen etwas. Der Dividendenvorschlag hingegen habe enttäuscht. E.ON will angesichts der Einbrüche nur noch 0,60 Euro je Aktie zahlen, nach 1,10 Euro im Vorjahr. Schäfer riet Anlegern, erst einmal an der Seitenlinie zu verharren. Sein Kursziel liegt unverändert bei 14,00 Euro.

Laut Analyst Heino Hammann von der NordLB lieferte der Energiekonzern die erwartet schwächeren Resultate für das vergangene Jahr. Immerhin seien erste Silberstreifen am Horizont zu erkennen. Die sich immer schneller ändernden Marktgegebenheiten wie wegbrechende Erträge aus fossilen Kraftwerken sollten die Etablierung eines neuen Geschäftsmodells beschleunigen und mittelfristig positive Auswirkungen haben.

ANALYST: AKTIE UNATTRAKTIV

Sven Diermeier vom Analysehaus Independent Research bemängelte neben dem bereinigten Nettogewinn auch den Ausblick und den Dividendenvorschlag des Energiekonzerns. Deshalb reduzierte er seine Gewinnschätzungen je Aktie (EPS). Zudem hält er die Aktie derzeit für unattraktiv bewertet.

Die Ergebnisse für 2013 hätten die Zielbandbreiten erreicht und seien knapp besser als vom Markt erwartet ausgefallen, schrieb Analyst Werner Eisenmann von der DZ Bank. Das Umfeld im laufenden Jahr bleibe schwierig, allerdings sollte der Energiekonzern 2014 den Tiefpunkt durchschreiten. Dabei dürften sich Fortschritte bei der Umstrukturierung sowie die gute Positionierung in den Segmenten Exploration & Produktion und erneuerbare Energien zunehmend bemerkbar machen./edh/la/he

DJG/hev/cbr Dow Jones Newswires und dpa-AFX DÜSSELDORF

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