17.03.2015 17:50:48

AKTIE IM FOKUS 2: Lufthansa-Anleger gewöhnen sich an Streiks - Dax-Spitze

(neu: Schlusskurse und weitere Kommentare)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der mittlerweile zwölfte Pilotenstreik bei der Lufthansa seit April vergangenen Jahres lässt die Anleger kalt. Am Dienstag rutschte die Aktie der Fluggesellschaft zwischenzeitlich zwar um mehr als 1 Prozent ab, aus dem Handel ging sie allerdings mit plus 1,79 Prozent auf 13,360 Euro. Damit hob sie sich deutlich vom schwachen DAX ab und nahm den Spitzenplatz im Leitindex ein. Auftrieb kam unter anderem vom schwachen Ölpreis.

Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte ihre Mitglieder dazu aufgerufen, am Mittwoch auf den innerdeutschen Kurz- und Mittelstrecken den Betrieb lahmzulegen. Zudem drohte sie: "Wir können noch die nächsten paar Jahre streiken."

EUROERHOLUNG UND ÖLPREISSCHWÄCHE

Trotz dieser Aussagen ging es ab dem Mittag fast nur noch aufwärts für den Aktienkurs. "Der leicht erholte Euro kombiniert mit einem schwachen Ölpreis haben der Lufthansa-Aktie nach oben geholfen", sagte Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research. Da das Papier in den vergangenen Monaten außerdem nicht von der Börsenrally habe profitieren können, gebe es anders als bei den meisten anderen Dax-Mitgliedern, keinen Grund für Gewinnmitnahmen.

Ein weiterer Börsianer verwies zusätzlich darauf, dass das Papier charttechnisch gesehen "die 13 Euro-Marke zurückerobert hat". Das habe für weitere positive Impulse gesorgt.

STREIK NICHT NUR NEGATIV

Die schwierigen Verhandlungen mit der Pilotengewerkschaft seien zwar eindeutig negativ, die Streikankündungen aber keine Überraschung, schrieb Analyst Jochen Rothenbacher von der Investmentbank Equinet. Er konnte dem neuerlichen Arbeitskampf sogar einen erfreulichen Aspekt abgewinnen: Dies zeige, dass die Lufthansa bei ihren Sparbemühungen hart bleibe und mit dieser Haltung langfristig Erfolg haben könnte. Rothenbacher blieb daher bei seiner Kaufempfehlung für die Aktie mit einem Kursziel von 19 Euro.

Zwar wurde bemängelt, dass die Fluggesellschaft in ihrem Geschäftsausblick für das laufende Jahr keine Streikkosten berücksichtigt habe, zugleich aber auch betont, dass sich die finanziellen Auswirkungen des drohenden Streiks mit schätzungsweise 5 bis 10 Millionen Euro in Grenzen halten sollten. Analysten hatten sich vergangene Woche an der fehlenden Berücksichtigung der Streikkosten im Ausblick der Fluggesellschaft sowie der Umstellung auf eine neue Ertragskennziffer gestoßen. Diese enthalte außerbetriebliche Erträge, deren Höhe vom Management beeinflusst werden könnte und insofern schwer vorhersehbar seien, lautete einer der Kritikpunkte.

Der Arbeitskampf hat die Papiere der Lufthansa in diesem Jahr schwer belastet: Auf Jahressicht verloren sie 6 Prozent - der deutsche Leitindex hat im selben Zeitraum fast ein Viertel an Wert gewonnen. Die Lufthansa ist neben den Versorgern Eon und RWE das einzige Unternehmen mit Kursverlusten im Dax.

NEUE GEFAHR DURCH RYANAIR

Neue Gefahren drohen dem europäischen Branchenprimus von der Billig-Konkurrenz: Der Anbieter Ryanair erwägt, Transatlantik-Flüge anzubieten. Die Strecken in die USA gelten als besonders lukrativ. Vereinzelte Tickets solle es schon ab 10 Pfund (14 Euro) geben, der Regelpreis läge aber bei 99 Pfund und mehr, sagte Marketingchef Kenny Jacobs der "Financial Times".

Ryanair-Chef Michael O'Leary hatte über dieses Thema schon oft gesprochen. Nun habe der Verwaltungsrat den Plänen zugestimmt, die in vier bis fünf Jahren umgesetzt werden könnten, berichteten Zeitungen. Die Iren müssten sich dafür aber zuerst geeignete Flugzeuge besorgen./gl/stb/ck/he

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