"Abzocker-Initiative" |
02.03.2013 03:00:00
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Swatch und Novartis: Schluss mit Bedächtigkeit
Doch nun beginnen sie sich zu wehren — und zwar so, wie es Tradition ist in der Alpenrepublik: basisdemokratisch. Am 3. März stimmt das Volk über die sogenannte „Abzocker-Initiative“ ab. Hinter dem anschaulichen Namen verbirgt sich ein Volksbegehren, das der Schaffhausener Unternehmer Thomas Minder ins Leben gerufen hat. Es geht zusammengefasst darum, dass die Gehaltsfrage dahin verlagert wird, wo sie hingehört: zu den Eigentümern. Um mehr Mitspracherecht der Aktionäre zu erreichen, soll das Aktienrecht in insgesamt 24 Punkten neu gefasst werden. Dabei sind echte Kracher, die die „Geb-ich-Dir-gibst-Du-mir-Zirkel“ ausschalten sollen.
So würde die Generalversammlung über die Gehälter von Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und Beirat befinden. Zum Paket gehört auch eine Abstimmungspflicht und Stimmtransparenz für Schweizer Pensionskassen. Aktionäre können elektronisch fernabstimmen, Organ- und Depotstimmrechtsvertretung wird untersagt. Ebenfalls verboten würden Abgangsentschädigungen, Antrittsprämien, Prämien für Firmenkäufe und –verkäufe und andere Tricks, mit denen Manager bisher ihre Geldbeutel und die Kassen befreundeter Institutionen füllten. Den ersten Erfolg verbucht die Kampagne schon vorab. Weil der Druck der Öffentlichkeit zu groß wurde, verzichtete Daniel Vasella, scheidender Präsident von Novartis, auf eine Abfindung in Höhe von 72 Millionen Franken.
Neue Regeln sind gut, zu viel davon können aber schaden. Dieser Ansicht ist Swatch. Die Regulierungsdichte der beiden Rechnungslegungsstandards IFRS und US GAAP habe, so der Schweizer Konzern, in den letzten Jahren unverhältnismäßig zugenommen. Die Darstellung werde zunehmend komplex, teilweise unverständlich und am Ende in einigen Fällen sogar absurd. Aus diesem Grund hat der Uhrenhersteller vergangenen Herbst beschlossen, ab 2013 gemäß Swiss GAAP FER, dem lokalen Standard, zu bilanzieren. Der ist für börsennotierte Firmen zulässig.
Im Januar hat Börsenbetreiber SIX allerdings eine neue Richtlinie herausgebracht, nach der künftig nur noch Firmen im wichtigsten Index SMI enthalten sein dürften, die gemäß IFRS oder US GAPP bilanzieren. Setzt sich SIX mit seinem Änderungsvorschlag durch, müsste Swatch aus dem Index entfernt werden. Die Indexzugehörigkeit der Inhaberpapiere hat auch dazu geführt, dass zwischen Inhaber- und Namensaktien ein erheblicher Preisabschlag entstanden ist. Die Namensaktie, deren Nennwert ein Fünftel der Inhaberpapiere beträgt, kostet 92 Franken. Die Inhaberaktie hingegen kostet 528 Franken. Würde Swatch aus dem SMI genommen, dürfte die Preisdifferenz deutlich schrumpfen.

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