25.03.2013 06:37:30
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Nächtlicher Gipfel bringt Zyperns Rettung
Von Gabriele Steinhauser, Matthew Dalton und Alkman Granitsas
BRÜSSEL--Zyperns Regierung hat sich in der Nacht zum Montag mit den internationalen Gläubigern auf einen Rettungspakt geeinigt. Damit ist die Zukunft des hochverschuldeten Inselstaates in der Eurozone nach einer Woche des Bangens vorerst gesichert.
Trotzdem dürfte die zyprische Wirtschaft einen bleibenden Schaden davongetragen haben. Von Seiten der offiziellen Verhandlungspartner heißt es, das Land müsse nun wochen- oder gar monatelang seine Geldströme in und aus der Wirtschaft strikt kontrollieren. Damit würden die zyprischen Bürger und Unternehmen vom Finanzsystem der übrigen Eurozone weitgehend abgeschnitten.
Außerdem werden die zyprischen Banken unter dem neuen Rettungsprogramm deutlich verkleinert. Das könnte den Status des Landes als Offshore-Steuerparadies und Finanzdienstleistungszentrum womöglich für immer beenden.
Volkswirte warnen auch davor, dass die zyprische Wirtschaft in den nächsten Jahren um bis zu 10 Prozent schrumpfen könnte. "Die nahe Zukunft wird sehr schwierig werden für das Land und seine Bürger", sagte EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn nach dem Ende der Gespräche in Brüssel.
Die neueste Übereinkunft stellt der Regierung internationale Finanzhilfen von 10 Milliarden Euro in Aussicht. Im Gegenzug muss die zweitgrößte Bank des Landes, die Cyprus Popular Bank - auch Laiki-Bank genannt - komplett schließen; Kunden mit Sparguthaben von mehr als 100.000 Euro müssen heftige Verluste schultern.
Die größte Bank der Insel, die Bank of Cyprus, wird ebenfalls aggressiv gestutzt; auch ihre vermögenden Sparkunden müssen Verluste hinnehmen. Nach Angaben von zwei Regierungsvertretern wird erst am späteren Montag feststehen, wieviel die großen Sparkunden in Zypern tatsächlich zahlen müssen. Die Experten von EU und Internationalem Währungsfonds haben ihre Berechnungen im Detail noch nicht abgeschlossen.
Für die Restrukturierung der Banken bedarf es keiner Zustimmung des zyprischen Parlaments mehr. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte am Montag, dass die notwendigen Gesetze für diesen Schritt bereits existierten. Die getroffene Vereinbarung werde den zyprischen Bankensektor fundamental verändern und dessen Größe im Vergleich zum EU-Durchschnitt verringern.
Der zyprische Parlamentspräsident Jannakis Omiru, ein Mitglied der Opposition, nannte den Finanzpakt am frühen Montagmorgen in Nikosia eine "positive Entwicklung" und signalisierte damit eine vermutlich breite politische Unterstützung.
In Asien stiegen nach der Nachricht die Aktienkurse. Auch der Euro legte wegen des Verhandlungserfolgs zu.
Bis zuletzt stand ein Finanzpakt auf der Kippe. Beobachter fürchteten, dass die zyprische Regierung nicht in der Lage sein würde, eine Übereinkunft mit den internationalen Geldgebern zu finden. Das hätte Zypern in die Staatspleite getrieben und das Land aus der Währungsunion gedrängt.
Das Euro-Sorgenkind könnte aber schon bald mehr Geld benötigen. Nach Recherchen der Tageszeitung Die Welt könnte sich der Mehrbedarf auf rund 2 Milliarden Euro belaufen. Bisher hieß es stets, dass Zypern 17 Milliarden Euro brauchen würde - inklusive der knapp 6 Milliarden, die das Land aus eigener Kraft beisteuern sollte.
Der niederländische Staatssekretär Frans Weekers bestätigte, dass das Land vielleicht mehr als die berechneten 17 Milliarden Euro brauchen könnte. "Wir sind eine Woche weiter und der zyprischen Wirtschaft wurde erheblicher Schaden zugefügt", sagte Weekers vor Beginn der Gespräche am Sonntag. "Wundern Sie sich also nicht, wenn [Zyperns Finanzbedarf] höher ausfällt."
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
(- Mitarbeit: Christine Benders-Rüger)
DJG/WSJ/chg
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March 25, 2013 01:07 ET (05:07 GMT)
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