02.04.2013 13:52:00

Gewerbe und Handwerk im Jammertal - Umsätze stagnierten 2012

Das schlechte Wetter drückt auch bei den österreichischen Gewerbe- und Handwerksbetrieben auf die Stimmung. Diese sei im ersten Quartal 2013 "ganz, ganz schlecht" gewesen, berichtete Walter Bornett von der KMU Forschung Austria am Dienstag. Im Gesamtjahr 2012 haben die Umsätze stagniert, wenngleich jedes vierte Unternehmen Rückgänge hinnehmen musste. Am meisten leiden die Betriebe unter dem seit Jahren anhaltenden Preiskampf. WKÖ-Spartenobmann und ÖVP-Abgeordneter Konrad Steindl warnt daher vor neuen Belastungen, etwa durch das Energieeffizienzgesetz.

Vor allem graut den Branchenvertretern vor zusätzlichem Bürokratieaufwand. "Wir befürchten, dass wir den 27. Beauftragten bekommen", sagte Helmut Heindl, Geschäftsführer der Bundessparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Österreich, bei einer Pressekonferenz. Energiesparen sei für das Gewerbe und Handwerk ohnehin prioritär, da brauche es keine gesetzlichen Regelungen. "Ein Anreizsystem wäre besser."

Das Energieeffizienzpaket soll am Mittwoch den Ministerrat passieren, Heindl und Steindl hoffen nun auf den parlamentarischen Prozess: Der Vorsitzende im Wirtschaftsausschuss ist Steindl. Insbesondere die unmittelbare Investitionsverpflichtung will er zu Fall bringen.

Dass das neue Gesetz Gewerbe- und Handwerksbetrieben umgekehrt Zusatzumsätze bescheren könnte, glaubt Bornett nicht. "Ich erwarte mir da nicht allzu viel - vielleicht 1 bis 2 Prozent Plus bei den Elektrotechnikern."

Auch beim "Sanierungsscheck" zur Förderung von thermischen Gebäudesanierungen sind im Vorjahr 30 Mio. von 100 Mio. Euro nicht abgeholt worden, sagte Steindl. Das Geld gehe aber nicht verloren, sondern komme heuer zu den erneut 100 Mio. Euro dazu.

Das Jahr 2013 ist für die Handwerks- und Gewerbebetriebe nicht gut angelaufen, zumindest sei die Stimmung auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt. 22 Prozent der Betriebe beurteilten die Geschäftslage als schlecht, im Vorjahr waren es 19 Prozent gewesen. Eine positive Einschätzung gaben nur 18 nach 20 Prozent der Betriebe ab. Die schlechte Stimmung rührt zu einem Gutteil vom langen Winter, der einiges an Umsatz gekostet hat. "Viele sind besorgt, dass sie das nicht mehr aufholen können", so Bornett. Neben dem Bau- und Baunebengewerbe seien auch andere Sparten, etwa Gärtner, betroffen.

Für das zweite Quartal jedoch "wird wieder Licht am Ende des Tunnels gesehen". Wie im Vorjahr rechnen nur mehr 15 Prozent mit Rückgängen. 21 Prozent erwarten hingegen steigende Auftragseingänge bzw. Umsätze, im Vorjahr waren es 19 Prozent gewesen.

Bornett gibt dennoch keine Entwarnung. "Etwa ein Viertel der Betriebe trägt den Optimismus. Die sind mehr oder weniger resistent gegen die wirtschaftliche Entwicklung." Die wenigen Branchen, die derzeit eine positive Entwicklung verzeichneten, seien vorrangig im konsumnahen Bereich zu finden. In den investitionsgüternahen Branchen sei der durchschnittliche Auftragsbestand im Vorjahresvergleich um 6,9 Prozent gesunken. 64 Prozent der Betriebe gaben heuer zu Jahresbeginn an, sofort neue Aufträge übernehmen zu können, im ersten Quartal 2012 waren es 59 Prozent gewesen.

Im Vorjahr hat sich Gewerbe und Handwerk "zwar behauptet, aber Marktanteile dazugewonnen hat es nicht", resümierte Bornett. Die Umsätze stagnierten bei +0,1 Prozent nach einem Anstieg von 1,2 Prozent im Vorjahr. Nominell lag der Zuwachs 2012 bei 1,6 Prozent, wobei 23 Prozent der Betriebe Umsatzrückgänge um durchschnittlich 12,7 Prozent verzeichneten und jedes dritte Unternehmen Steigerungen um 10,8 Prozent.

Größtes Problem für die Betriebe bleibt laut Bornett der Preiskampf, unter dem momentan mehr als zwei Drittel litten. Seit Jahren könnten Gewerbe und Handwerk die gestiegenen Kosten nicht an die Kunden weitergeben. 2012 und auch 2011 wurden die Verkaufspreise nur um 1,5 Prozent erhöht - die Inflationsrate lag im Vorjahr bei 2,4 Prozent. "Das wird sich nicht entschärfen", fürchtet Bornett. Mit der Konsequenz, so Steindl, dass die betriebliche Substanz leide und vor allem Ein-Personen-Unternehmer mehr und mehr leisten müssten.

Aus diesem Grund wäre es dem Obmann zufolge fatal, wieder eine Substanzbesteuerung einzuführen. Die 1990 abgeschafften Vermögenssteuern seien zum Großteil von Unternehmen bezahlt worden. "Wir brauchen dringend die Substanz in unseren Betrieben", immerhin hätten diese nach wie vor zu wenig Eigenkapital. Hinzu kämen die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme. Auch eine sechste Urlaubswoche sowie die Wiedereinführung von Erbschafts- und Schenkungssteuer lehnt Steindl "kategorisch" ab.

(Schluss) snu/ivn

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!